Orgeln

Die Orgeltradition Halberstadts reicht viele Jahrhunderte in die Vergangenheit und mit ihren visionären Ideen hoffentlich auch in die Zukunft. Wir stellen Ihnen unsere Orgeln und die beiden ehrgeizigsten Orgelprojekte vor.

„Halberstadt gehört zu den deutschen Städten, die eine faszinierende und vielfältige Orgeltradition aufweisen können. Diese erstreckt sich über mehr als ein Jahrtausend und gehört damit u. a. neben Aachen und Straßburg zu den am weitesten zurückreichenden Zeugnissen der Orgelbaukunst in Deutschland, ja in ganz Europa. Mit höchst bemerkenswerten und visionären Orgelprojekten konnten die Halberstädter über die Zeitläufe hinweg immer wieder das Interesse der orgelbegeisterten Fachwelt erwecken.
Sei es durch die großartige, auf orgelbauliches Neuland vorstoßende mittelalterliche Dom-Orgel des Nicolaus Faber, durch die Übernahme der monumentalen Renaissance-Orgel aus dem Schloss Gröningen oder durch das 2001 gestartete, in seiner Idee bisher einmalige und spektakuläre John-Cage-Orgel-Kunst- Projekt in der um 1050 gebauten Burchardi-Kirche mit einer einzigartigen Klanginstallation, die künftige Jahrhunderte überdauern sollen.
Aber auch die Namen der bedeutenden Musiker Michael Praetorius und Andreas Werckmeister, sind untrennbar mit Halberstadt verbunden. Sie begründeten mit ihren Publikationen im Prinzip die grundlegende orgelwissenschaftliche Forschung ihrer jeweiligen Zeit.
Das Zusammentreffen unterschiedlichster Musiker- und Orgelbauerpersönlichkeiten machte Halberstadt zu einer besonderen Orgelregion in Deutschland.“ (zitiert nach: Felix Friedrich: Faszinierende Orgeltradition in Halberstadt. In: Booklet zur CD „Orgelstadt Halberstadt“, S. 3f. © 2013 by querstand, einem Label des Verlages Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg.)

Die Orgel im Dom zu Halberstadt

 

Orgelbauer
Hermann Eule, Bautzen
Erbaut 1965/1985
2000 Elektrifizierung der Manualkoppeln sowie Hinzufügen von Koppeln, Einbau der Setzeranlage durch Firma Hüfken, Halberstadt

 

Disposition

I. Manual Hauptwerk II. Manual Unterwerk III. Manual Schwellwerk

Prinzipal

16‘

Quintatön

16‘

Prinzipal

8‘

Oktave

8‘

Prinzipal

8‘

Weitgedackt

8‘

Rohrpommer

8‘

Holzflöte

8‘

Weitprinzipal

4‘

Oktave

4‘

Spitzgambe

8‘

Quintade

4‘

Spillflöte

4‘

Oktave

4‘

Flachflöte

2‘

Waldflöte

2‘

Rohrflöte

4‘

Scharfquinte

1 1/3

Terz

1 3/5‘

Nasard

2 2/3

Sesquialtera

2 fach

Großsesquialtera

3 fach

Oktave

2‘

Tonus fabri

2 fach

Großmixtur

5-8 fach

Nachthorn

2‘

Rauschwerk

5 fach

Scharf

4-6 fach

Schwiegel

1‘

Dulzian

16‘

Fagott

16‘

Kornett

2-4 fach

Hautbois

8‘

Trompete

8‘

Kleinmixtur

4-6 fach

Krummhorn

8‘

Tremulant

Clairon

4‘

Tremulant

Spielhilfen

Normalkoppeln
II/I – III/I – IV/I – III/II – IV/II – IV/III – III-IV

Suboctavkoppeln
I/I – II/I – III/I – II/II – III/II – III/III – IV/III – IV/IV

Superoctavkoppeln
I/I – II/I – III/I – II/II – III/II – III/III – IV/IV

Schweller
Zungenabsteller
Setzeranlage

Orgelpositiv im Dom

Orgelbauer:
Orgelbauer unbekannt, ist aus der Barockzeit
Stammt aus der Oberlausitz
Wurde bei Neukirch gefunden

Disposition: Maunual
Gedackt 8‘
Gedackt 4‘
Principal 2‘

Spielhilfen:
keine Vorhanden

Die neue Orgel in der Winterkirche des Halberstädter Doms

Hauptwerk
1 Bordun 16′
2 Koppelflöte 8′
3 Prinzipal 8′
4 Gambe 8′
5 Oktave 4′
6 Gedackt 4′
7 Oktave 2′
8 Kornett 5f.
9 Mixtur 4f.
10 Trompete 8′
11 Tremulant
Schwellwerk
12 Salizional 8′
13 Gedackt 8′
14 Voix celestis 8′
15 Prinzipal 4′
16 Traversflöte 4′
17 Nasard ‚2 2/3‘
18 Waldflö 2′
19 Oboe 8′
20 Tremulant
Pedal
21 Subbaß 16′
22 Posaune 16′
23 Oktavbaß 8′
24 Feldtrompete 4′
Spielhilfen
Supoktavkoppel II. Manual/ I. Manual
Koppel II. Manual/ I. Manual
Supoktavkoppel II. Manual
Superoktavkoppel II. Manual
Koppel I. Manual/ Ped
Koppel II. Manual /Ped

Die Winterkirche und ihre Orgel bis Mai 2001

Die heutige Winterkirche entstand während der ersten Bauphase des Domes. Es handelt sich bei diesem Raum um den so genannten oberen Domkeller, der dem Domkapitel einst als Speise- und Erholungsraum diente. Bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nutzte man den Dom auch in der kalten Jahreszeit für Gottesdienste, da er durch eine große Kohleheizung beheizt werden konnte.

Den ganzen Artikel zur Orgel der Winterkirche lesen Sie hier weiter:
>> Seite des Orgelbauers Hüfken

Orgel in St. Martini

Prospekt geht auf die berühmte Orgel von David Beck (1596) aus Gröningen zurück, siehe
>> http://www.praetorius-beckorgel.de

Disposition nach Gutachten Orgelbaumeister Hüfken (Stand 1984): 1921 Ernst Röver
Dispositionsänderung 1956 durch W. Sohnle, Halberstadt (in der Disposition nach dem Gedankenstrich angegeben)

Heute noch spielbare Register sind mit Punkt versehen

I. Manual
1. Prinzipal 16’
2. Gedakt 8’Orgel der Martinikirche, wie sie aussehen könnte
3. Prinzipal 8’
4. Gambe 8’
5. Gemshorn 8’ – Gemshorn 4’ (1956)
6. Hohlflöte 8’
7. Bordun 16’ – Terz 1 3/5’ (1956)
8. Oktave 4’
9. Spitzflöte 4’ – Blockflöte 2’ (1956)
10. Flöte 4’
11. Oktave 2’
12. Rauschquinte 2fach – Quinte 2 2/3’ (1956)
13. Mixtur 3fach (als Transmission 11 + 12) – Mixtur 6fach (1936 Laukhuff)
14. Trompete 8’

II. Manual
15. Gedackt 16’
16. Prinzipal 8’
17. Salizional 8’
18. Dolce 8’ – Rohrflöte 4’ (1956)
19. Quintatön 8’
20. Fl. Amabile 8’ – Nassad (????) 2 2/3’ (1956)
21. Oktave 4’
22. Harm. Aetherie 2-3fach – Waldflöte 2’ (1956)
23. Piccolo 2’ – Sifflöte 1’ (1956)
24. Gedakt 16’ – Scharff 3fach (1956)
25. Clarinette 8’

III Manual (schwellbar)
26. Lieblich Gedakt 8’
27. Viola 8’
28. Flautino 2’ – Zimbel 3fach (1956)
29. Harmonikabaß 16’ – frei (1956)
30. Concertflöte 8’
31. Sesquialtera 2’(???) – Sesquialtera 2f. ???? (1956)
32. Aeoline 8’ – Quinte 1 1/3’(1956)
33. Vox coel. 8’ – Prinzipal 2’ (1956)
34. Salicet 4’
35. Fl. Dolce 4’

Pedal
36. Prinzipal 16’
37. Subbaß 16’
38. Oktavbaß 8’
39. Cello 8’ – Mixtur 5f. (1956)
40. Gedaktbaß 16’ – Gedaktbaß 8’ (1956)
41. Flötenbaß 8’ – Nachthorn 2’ (1956)
42. Violon 16’ – Quinte 10 2/3’ (1956)
43. Posaune 16’
44. Salicetbaß 8’ – Choralbaß 4’

Spielhilfen:
Koppeln: II/I, III/I, III/II,
I/Ped.,
II/Ped., III/Ped., Suboktavkoppel: II/I, III/II, Superoktavkoppel: III/II, III/III

zwei frei Kombinationen, zwei feste Kombinationen, alle Koppeln an/ab, Rohrwerke an/ab, Handregister ab, automatische Pedalabschaltung, Rollschweller an/ab
verkauft wurden in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts nach Wernigerode und Ilsenburg, da die Aufgabe der Kirche bevorzustehen schien

I. Manual: 2., 8., 5., 6. (tiefe Oktave)
II. Manual: 18., 19., 20., 25.
III. Manual: 26., 28., 32., 33.
Pedal: 37., 38., 40., 39. (teilweise)

Die Jesse-Orgel der Moritzkirche

Unzerstört erhalten geblieben ist die Halberstädter Jesse-Orgel. Das hat sie nicht zuletzt ihrem Standort zu verdanken. Am nördlichen Rand des historischen Stadtkerns gelegen, ist die aus der Romanik stammende Moritzkirche der Zerstörung der letzten Kriegstage entgangen. Heute wird sie zu Gottesdiensten und als ganzjährige Konzertkirche genutzt. Nach ihrer Sanierung in den 1970er und 80ger Jahren, sollte auch die Orgel folgen. Diese wertvolle spätbarocke Schleifladenorgel von 1786/87 des namhaften Halberstädter Orgelbaumeisters und Pauls-Organisten Balthasar Georg Christoph Jesse (1741-95) sollte in ihrer interessanten und auf den Kirchenraum abgestimmten Originaldisposition wieder erklingen. Im Jahre 1998 konnte mit einer Restaurierung durch die Halberstädter Orgelbaufirma R. Hüfken begonnen werden. Bei dieser Gelegenheit sollte das Instrument eine Rückführung auf die ursprüngliche Disposition erfahren, da Anpassungen an den sich ändernden Musikgeschmack des 19. Jahrhunderts (durch Wilhelm Bergen 1855 und Ed.Hülle/A.Hülle 1883/1900 und 1912) dem Instrument klanglich abträglich waren und aus der erhaltenen Substanz eine Rückführung möglich und sinnvoll war. Musikwissenschaftlich begleitet wurde diese Aufgabe durch Prof. Menger. Aus finanziellen Gründen mußte dieses große Vorhaben für eine kleine Gemeinde in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt werden. 1998 begonnen, ist sie wieder spielbar, benötigt aber z.Z. nach Fertigstellung der kompletten Mechanik noch die Restaurierung des reinen Pfeifenwerks von 13 Registern.
In der originalen Disposition sind folgende Register enthalten (kursiv: ausstehende Register):

Hauptwerk Oberwerk Pedal
Quintatön 16` Quintatön 8` Subbaß 16`
Principal 8` Gedackt 8` Violon 16`
Gedackt 8` Flauto travers 8` Oktav 8`
Gamba 8` Principal 4` Oktav 4`
Gemshorn 8` Gedackt 4` Posaune 16`
Oktav 4` Nasard 2 2/3`
Spitzflöte 4´ Oktav 2`
Quinte 2 2/3´ Quinte 1 1/3´
Waldflöte 2´ Mixtur 3fach
Sesquialtera 2fach Hautbois 8´
Mixtur 4fach Vox humana 8`
Trompete 16`
Trompete 8`

Thomas Kruse

Der Tonumfang einer um 1580 gebauten Orgel ging bis c der 3“‘ Orgel der MoritzkircheOktave. … Die Orgel besaß am Werk u.a. Prinzipal 8′, Gedackt 8′, Oktav 4′, Waldflöte 2′ und Mixtur 4fach, im Rückpositiv u.a. Quintatön 8′, Prinzipal 4′, Spitzflöte 4′, Oktave 2′ und Mixtur 3fach. Am 7.9.1785 Neubau durch Christoph Jesse- Halberstadt. Übernommen wurden: Hauptwerk: Prinzipal 8′, Gedackt 8′, Oktave 4′, Waldflöte 2′ und Mixtur 4fach, Oberwerk : Quintatön 8′, Prinzipal 4′, Nasard 2 2/3′, Oktave 2′, Quinte 1 1/3′, Mixtur 3fach, Pedal: Subbaß 16′. (evtl. von Esaias Compenius?) Der historische Orgelprospekt wurde von Bildschnitzer Franz Bartoly angefertigt. (Fragebogen A über den Bestand an Orgeln in der Provinz Sachsen)

Liebfrauen

1343 befand sich in der Liebfrauenkirche schon eine Orgel.

Die jetzige Orgel wurde 1957-58 von der Firma Schuster & Sohn aus Zittau gebaut. Die Traktur ist elektro-pneumatisch. Sie enthält 15 Register mit 1142 Pfeifen. Die Vorgängerorgel von der Firma Sauer in Frankfurt/Oder aus dem Jahr 1938 bestand aus 27 Registern. Sie wurde am 8. April 1945 zerstört.

Disposition der Schuster-Orgel 1957/8

Hauptwerk:
Prinzipal 8’
Rohrflöte 8’
Spitzflöte 4’
Oktav 2’
Mixtur 4fach
Trompete 8’

Oberwerk:
Gedakt 8’
Prinzipal 4’
Blockflöte 2’
Sifflöte 1’
Zimbel 3fach

Pedal:
Subbass 16’
Prinzipal 8’
Choralbass 4’
Basskornett 3fach